Tierarztpraxis
Dr. Fenske

5. Dezember 2019

Hühner haben Humor

Ein Jahr, nachdem wir begonnen haben, Haushühner gegen das Newcastle-Virus zu impfen, teile ich heute einige schöne Momente, denn Hühner haben Humor!

Offen gesprochen, für mich waren Hühner vor dieser Zeit Eierlieferanten der etwas „stumpferen“ Art. Obwohl ich als Kind selbst mal den „Hoggel“ hatte, einen Hahn den ich gesund pflegte, nachdem seine Geschwister ihn leider gehackt hatten. Er ist mir wie ein Hund hinterher gelaufen, und wir haben gemeinsam Regenwürmer ausgegraben. Leider wurde er mit einsetzender Geschlechtsreife aggressiver und irgendwann hat ihn sich blöderweise der Habicht geholt. Trotz dieses frühkindlichen Hühnererlebnisses, hatte ich keinen Draht zu Hühnern.
Das hat sich im letzten Jahr sehr geändert!

Revierverhalten

Alleine schon das langgezogene lautstarke „Pook-pook-Poooook“ im Wartezimmer, zaubert dem Team und mir mittlerweile ein Lächeln ins Gesicht.

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Hühner auf der Stange

Es gibt keine andere Tierart, die so schnell den Behandlungsraum als Revier einnimmt und Alles erkundet. Mit abgehackten vorsichtigen Schritten stolzieren sie  neugierig durch den Raum und suchen nach erhöhten Plätzen, die dann meist etwas unbeholfen angeflogen werden. Am liebsten halten sie sich vorm Fenster auf. Die Hühner auf dem Foto haben sich übrigens selbst so angeordnet. Wie die Hühner auf der Stange eben.

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Dabei sehen sie wirklich komisch aus. wenn sie irgendetwas Unbekanntes entdecken und dies mit schiefgehaltenem Kopf inspizieren. Alles wird bepickt und auf Verzehrfähigkeit untersucht. Das Spektrum der vorgestellten Rassen in Größe, Federn und -Farbe ist mannigfaltig.

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Huhn auf der Operationslampe

Neulich kam eine Kundin mit 2 Hühnern in einem zugeschnürten Pappkarton zum Impfen. Bevor wir die Schnüre entknoteten, sagte sie nur: „Seien sie vorsichtig!“ Tierarzthelferin Nadine und ich schauten uns kurz an und wussten sofort, dass wir beide das Gleiche dachten: „Das sind doch nur Hühner! Was sollen die denn schon machen?“

Als dann aber die Fäden gelöst waren, sprang die Pappklappe auf, und ein großes schwarzes, sehr aufgeregtes, laut gackerndes, ungestümes Huhn  flog direkt auf meine Schulter, um dort gleich mal zu zeigen, was es von uns hielt. Aber das bringt ja Glück! Danach flog es auf den Stahlträger unter der Decke und musste etwas überredet werden, dort wieder herunterzukommen.

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Huhn auf dem Infusionsständer

Auf dem Infusionsständer gelandet, ließ es sich dann unter Protest einfangen und impfen.

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Perlhühner in der Kiste

Mal was ganz Besonderes: Perlhühner! (Von wenig geflügelaffinen Ehemännern auch als „Puten“ betitelt.)

Impfungen

Auch, wenn die Impfungen meist ein großer Spaß sind, hat diese doch einen ernsten Hintergrund.
In Deutschland ist es gesetzlich vorgeschrieben, alle Hühner- und Putenbestände gegen Newcastle Disease zu impfen. Bei Hobbygeflügel muss dies durch eine Tierarzt erfolgen und bescheinigt werden.

Hierzu mehr unter: https://www.tierarztbergedorf.de/2019/02/21/impfpflicht-auch-fuer-hobby-huehner/

Die Newcastle Disease wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch indische Kampfhähne in das englische Newcastle eingeschleppt. Da ihre Symptome sehr der Geflügelpest ähnelten, wurde die Krankheit anfangs nur Geflügelpest genannt. Virologisch konnte aber ein Paramyxovirus nach gewiesen werden. Da der Erreger der klassischen Geflügelpest ein Influenzavirus ist, wir die Newcastle Disease auch „atypische Geflügelpest“ genannt. Das Virus ist sehr widerstandsfähig.

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Huhn und Dr. Fenske – Unterhaltung auf Augenhöhe 😉

Durch den weltweiten Geflügelhandel und den Import von Geflügelprodukten und exotischen Vögeln droht ein Seuchenausbruch.
Leitsymptome:

  • dünnschalige Eier
  • Rückgang der Legetätigkeit
  • Schnabelatmung mit klagenden Atemgeräuschen
  • zentralnervöse Störungen mit verdrehen des Kopfes („Sternguckerkrankheit„)
  • Todesfälle

Je nach Virulenz kann der Verlauf dramatisch oder in Form einer langsamen Durchseuchung verlaufen. Wassergeflügel zeigt nur wenig ausgeprägte Krankheitsanzeichen. Die Newcastle-Krankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche! Schon der Verdacht muss beim zuständigen Veterinäramt gemeldet werden.

Das Vorgehen bei vorliegender Erkrankung ist in der Verordnung zum Schutz gegen die Geflügelpest und die Newcastle-Krankheit gesetzlich geregelt. Die Bestandstötung ist allerdings nicht zwingend vorgeschrieben.

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Wie auf dem Misthaufen

 

Quellen:

Woernle/Jodas „Geflügelkrankheiten
Siegmann/Neumann „Kompendium der Geflügelkrankheiten“

 

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