8. März 2018

Papageienumschau Hypokalzämie

Hypokalzämie Syndrom beim Graupapageien – Dramatisches Bild mit schneller Besserung.

Graupapagei Hypokalzämie

Es ist Januar und „Jacko“, ein ca. 40-jähriger Timneh-Graupapagei sitzt aufgeplustert und zitternd da. Immer wieder fällt er von der Stange und versucht, sich am Käfiggitter entlang nach oben zu hangeln. Es ist ein kläglicher Anblick und verheißt nichts Gutes. Differentialdiagnosen wie Schlaganfall, Hirntumor oder Leberversagen drängen sich auf.

„Jacko“ lebt seit 30 Jahren alleine in der Wohnung. Er kann nicht fliegen und Obst zerschreddert er nur. Dafür mag er am liebsten Sonnenblumenkerne. Alles also keine optimalen Haltungsbedingungen. Eine Vogellampe hat er nicht.

 

Untersuchung

Bei der allgemeinen Untersuchung fällt sein stumpfes Federkleid auf (Link: siehe auch Befiederungsstörungen). Zudem ist eine Zubildung an der Unterzungenspeicheldrüse sichtbar.

Im Röntgen sind – bis auf alters- und haltungsbedingte Veränderungen – keine Ursache für das schlechte Allgemeinbefinden zu finden. Die Auszählung der Blutzellen ist ebenfalls unauffällig. Aber die Blutchemie läßt uns aufatmen. „Jacko“ hat viel zu niedrige Kalziumwerte: 5,7 mg/dl – normal sind zwischen 7 und 9,5. Auch der Blutzucker liegt mit 199 mg/dl unter dem Referenzbereich.

Somit scheint zumindest für die akuten Krämpfe das Hypokalzämiesyndrom die Ursache zu sein. Es kommt besonders häufig bei Graupapageien vor. Warum gerade bei diesen Papageien ist nicht bekannt. Man vermutet ein Unvermögen bei der Mobilisierung von Kalzium. Röntgenologisch erscheint die Knochendichte bei Graupapageien mit Hypokalzämiesyndrom unverändert. Während bei anderen Vögeln mit chronisch erniedrigten Kalziumwerten auch die Knochendichte erniedrigt ist.

 

Ernährung bei Hypokalzämie

Kalziumarme Ernährung, z.B. Sonnenblumenkerne tragen ebenfalls dazu bei. Kalziumhaltige Futterzusatzpräparate sollten deshalb verabreicht werden. Zudem ist zur Regulierung des Kalziumstoffwechsels Vitamin D essentiell. Die Vitamin D-Synthese erfolgt in der Haut. Hierfür wird Sonnenlicht benötigt. Besonders in den tageslichtarmen Monaten sollte eine Echt- oder Tageslichtlampe mehrere Stunden täglich in unmittelbarer Nähe des Vogelkäfigs leuchten.

Nach der Gabe von Ringer-Laktat mit Calciumglukonat unter die Haut verbesserte sich „Jackos“ Zustand zusehends.
Demzufolge lag nach 2 Tagen der Blutkalziumwert im obersten Normalbereich und „Jacko“ konnte wieder nachhause. Allerdings nicht, ohne die zukünftige Ernährungsumstellung und Änderung der Haltungsbedingungen mit seinen Haltern durchzusprechen.

 

Aktueller Bericht

Bericht. Klick zum vergrößern

Link: Papageienumschau Ausgabe März/April 2018

Papageienumschau März 2018
Papageienumschau März 2018

Quellen:
Rosskopf WJ, Woerpel RW: Psittacine conditions and syndroms. Proc Assoc Avian Vet, 1990, pp432-459
Walsh MT: Seizurin in pet birds. Proc Assoc Avian Vet, 1985, pp121-128
Ritchie BW, Harrison GJ Avian Medicine principles and application, p411

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