Am letzten Wochenende vom 21. – 24.02.2019 fand in Bielefeld der jährliche BPT-Kongress (Bund praktizierender Tierärzte) statt. B*e*e*e*d, ist im Übrigen die Stadt , deren Existenz uns laut Achim Held erfolgreich vom CIA, FBI, Außerirdischen (deren Raumschiff die Bielefelder Universität ist) oder „IHNEN“ vorgegaukelt wird. Mehr dazu unter „Die Bielefeld Verschwörung„. Hier nun der Vorort-Bericht:
Ein Kongress nur zum Thema Kleinsäuger
Der Kongress befasste sich ausschließlich mit dem Thema „Kleinsäuger“. Dazu gehören Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster, Degus, Ratten und Mäuse. Aufgrund der geringen Erfolgsaussichten war es in Deutschland recht gewagt, einen der größeren Tierärzte-Kongresse ausschließlich zu diesem Thema zu veranstalten. Die Teilnehmerzahlen jedoch gaben den Veranstaltern recht. Es kamen an die tausend Besucher.
Am Donnerstag startete der Kongress mit Intensivmedizin-Seminaren. Freitag und Samstag wurden halbstündige Vorträge zu unterschiedlichen Themen und Falldarstellungen von Größen der deutschen Heimtier-Spezialisten vorgetragen.
Gute Referenten
Generell war die Stimmung zwischen den Referenten und auf der gesamten Tagung locker und entspannt. Anders als bei manchen Kleintier-Tagungen, bei denen auf dem Podium leichte Dissonanzen zwischen den Egos der einzelnen Vortragenden bemerkbar sind.
Enzo Vincenzo Prisco ist ein speziell humorvoller Referent. Dessen Name steht nach eigenen Angaben für „Sex und Kreativität“. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen, ist Marketing-Designer und hält irrsinnig lustige, beinahe Comedy-ähnliche Vorträge. Sehr kurzweilig und genau richtig nach der Mittagspause, wenn es einem manchmal schwer fällt, nicht der eigenen Müdigkeit zu erliegen. Wir haben Tränen gelacht.
Prof. Kietzmann, der schon zu meiner Studienzeit tolle Vorlesungen gehalten hat, bewies mal wieder, dass auch so ein trockenes Thema wie „Arzneimittelrecht“ unterhaltsam vorgetragen werden kann. Die Bezeichnung einiger frei denkender Tierärzte, die so ihre eigenen Auslegungsmöglichkeiten der deutschen Gesetze entwickelt haben, als „Arzneimittelrechts-Anarchisten“, fand ich persönlich sehr lustig.
Bei den Vorträgen wurden einige Mythen, die sich hartnäckig in den Lehrbüchern halten, klargestellt:
- Die Farbe von Chinchillazähnen hat nichts mit der Versorgung von Kalzium zu tun.
- Vitamin C im Futter säuert den Nager-Urin nicht an.
- Kaninchen sollen neben Heu- und Saft-Futter täglich einen Esslöffel Kraftfutter erhalten.
- Saft aus Ananas- und Papaya löst keine Haarballen auf.
- Öl löst keine Verstopfung.
Noch ein toller Vortrag von Dr. Jutta Hein zum Thema „Röntgendiagnostik“. Nach diesem Seminar musste sich meine rechte Hand erstmal vom Mitschreiben erholen.
Pausen
In den Pausen sind die Tierärzte sehr dazu angehalten, die Industrieausstellung zu besuchen. Viele Stände halten es da wie die Hexe aus Hänsel und Gretel und schmücken ihr Lebkuchenhaus mit allerlei Leckereien. Die Firma, die den besten Kaffee bereithält, erkennt man an der längsten Schlange vorm Stand. Ich hatte diesmal das Glück in einem kleinen Gewinnspiel ein Büchlein zur Labordiagnostik bei Heimtieren zu gewinnen.
Ansonsten tauscht man sich über Berufspolitik und den neuesten Klatsch- und Tratsch aus. Dabei stehen die Herren den Damen in nichts nach.
Modetrends
Speziell unter deutschen Tierärztinnen ist es sehr beliebt, den vierbeinigen Lebensabschnittsgefährten überall mit hin zu nehmen. In der Frühjahr/Sommer Kollektion 2019 wird dieses Accessoire durch einen lässig vor den Bauch gebundenen Säugling ergänzt.
Andere Referenten
Am Sonntag fanden drei Intensiv-Seminare in kleinen Gruppen statt. Bei dem Kurs „Chirurgische Möglichkeiten beim Kleinsäuger“ ging es leider fast nur um Anästhesie, so dass letztlich nur ein kurzer chirurgischer Fall besprochen werden konnte. Ich würde sagen: Thema verfehlt.
Dem folgte dann aber das schlechteste Seminar, welches ich jemals besucht habe (und da gab es Einige): „Ernährung des Kleinsäugers“. Unter Anleitung einer komplett unmotivierten Referentin, wurde uns erklärt wie Heu hergestellt wird – Die Sendung-mit-der-Maus.
Der Kurs endete 20 Minuten zu früh und jede tiefer gehende Frage wurde damit beantwortet, Zitat: „dass das doch den Rahmen dieses Seminars sprengen würde“. Ist klar. Ich habe die Zeit sinnvoll genutzt und diesen Blog geschrieben.
Fazit
Ein wirklich netter Kongress, von dem ich mir in Zukunft mehr fachlichen Input wünsche. Es wurde deutlich, dass die Kleinsäuger-Medizin der Medizin für Hund und Katze mindestens um 10 Jahre nachsteht. Empirische Studien, die in der Kleintiermedizin zuhauf jeden wissenschaftlichen Vortrag untermauern, fehlten hier größtenteils. Das mag an der kleinen Lobby der Kleinsäuger und deren mangelnder Attraktivität für Pharmafirmen liegen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!