Tierarztpraxis
Dr. Fenske

27. März 2020

Musik auf den Balkonen

Liebe Kunden und Leser, kurz vorweg: Wir halten die Stellung. Wer Hilfe für sein Tier braucht, wir sind vorbereitet und für Sie da!

Nun sind fünf Wochen seit unserem letzten Blog vergangen – viel länger als sonst. Die letzten beiden Wochen waren wir in Schockstarre. Eigentlich war ein Blog über Wildvögel geplant. Der Blog wird nachgeliefert, versprochen.

Corona – auf einmal ist Alles anders

Erstmals hörten wir von Corona um die Jahreswende. Irgendwo in China war mal wieder irgendein obskures Virus aufgetreten. Weit weg. Mal schauen, ob es überhaupt seinen Weg nach Europa finden würde. Und wenn ja, dann wäre es vermutlich wieder genauso unglaublich gefährlich wie Schweine- und Vogelgrippe und würde sich genauso im Sand verlaufen.

Demnach sind wir Anfang Februar tiefenentspannt nach Österreich in den Skiurlaub gefahren. Der war eigentlich mit Freunden in den Skiferien geplant, allerdings hatte ich mich im Sommer leider um einen Monat verbucht, was mir den Rest des Jahres Gelächter bezüglich meiner Online-Buchungskompetenz einbrachte.
Jetzt kann ich triumphierend sagen, wofür das gut war. Sonst säßen wir nämlich jetzt in Quarantäne.

Als das Virus in Italien wütete, war es für mich auch immer noch weit weg. Erst als sich am 13.3. die Ereignisse überschlugen, Schulen- und Kitas nach den Ferien nicht wieder öffneten, wurde die Situation bedrohlich. An diesem Wochenende bildeten wir einen Krisenstab und überlegten, welche Maßnahmen wir in der Praxis ergreifen könnten. Wir tapezierten die Wände mit Verhaltensregeln, die mittlerweile jeder im Schlaf herunterbeten kann.

 

Warnschild vor Tierarztpraxis
Warnschild vor Tierarztpraxis

Praxisalltag Heute

Seit dem 16.03.2020 arbeiten wir durchgehend mit Mundschutz.

Heute morgen habe ich die erste Nähanleitung für selbstgemachte Mundschutze gefunden. Wer weiß, ob wir uns dafür nicht bald eine Nähmaschine anschaffen müssen? Besser gleich, als zu spät, bevor auch die – wie Klopapier – ausverkauft sind. Ja das „weiße Gold der Deutschen“, wer hätte das gedacht?

Seit dieser Woche haben wir zwei Arbeitsschichten (A-Team und B-Team jeweils ohne Hannibal) eingeteilt, die getrennt voneinander arbeiten. Frau Dr. Grünwald ist freiwillig in Urlaub gegangen. So arbeitet jetzt nur jeweils eine Tierärztin mit ihrem Team aus zwei bis drei TFAs (Tierärztliche Fachangestellte). Sollte in einer Gruppe ein Coronafall auftreten, kann die andere dann übernehmen.

Dadurch machen wir nun Minusstunden, und auch ich muss mich an mein selbstauferlegtes Praxisverbot außerhalb meiner Schichten halten. Aber wir sind dankbar, dass wir weiter arbeiten dürfen.

Zunächst war nicht klar, ob eine Tierarztpraxis systemrelavant ist oder als Dienstleister ebenfalls wie andere Geschäfte ihre Türen schließen müssen.
Seit dem 26.03.2020 sind wir nun offiziell als „systemrelevant“ vom BUND eingestuft worden und gehören zur „kritischen Infrastruktur“.

Wie hätte das auch werden sollen, wenn die medizinische Versorgung von Tieren zusammengebrochen wäre?

 

Wenn´s drauf ankommt: Team B – unschlagbar!

Die Wirtschaft

Tierärzte werden wirtschaftliche Einbußen verzeichnen müssen. Wobei wir uns glücklich schätzen. Im Gegensatz zu Unternehmen, die auf ihren Tagesumsatz angewiesen sind und jetzt, nach der Schließung vor ihrem Ruin stehen.

Und ganz zu schweigen von den massiven Folgen für die Menschen und die gesamte Weltwirtschaft.

Es wird gerade die Frage diskutiert, ob so ein Virus, an dem zum jetzigen Zeitpunkt 253 Menschen in Deutschland gestorben sind (im Winter 2017/2018 starben ca. 25.000 Menschen nur in Deutschland an der Grippe, Quelle: RKI), das drastische Vorgehen eines „Lockdowns“ rechtfertigt. Aber wie die Antwort auch irgendwann sein wird, der „Lockdown“ wurde durchgeführt und ist nicht mehr zu ändern.

Abgesehen von den wirtschaftlicher Konsequenzen, wird gerade die Beschneidung der Grundrechte jedes Einzelnen (Ausgangssperren, Versammlungsverbot, Impfpflichten) stetig in die Öffentlichkeit getragen, so dass diese irgendwann ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen werden, weil es nach hundertfacher Wiederholung gar nicht mehr so schlimm klingt und zur Gewohnheit geworden ist.

 

musik-von-den-balkonen-corona-mundschutz-tierarzt
Buchhaltung mit Mundschutz

Angst – Nachrichten

Die Medienwelle überrollt uns schlimmer als jedes Virus.

Der Informationskrieg führt zur Verunsicherung. Jeder will die Wahrheit besser kennen, Fake ist immer der Andere. Wenn man sich zum Beispiel Bilder aus Italien ansieht, bekommt man es mit der Angst zu tun.

Nun ist es leider so: Wenn wir Angst haben, können wir nicht klar denken, sind damit schwach und werden leichtgläubig. Mit der Angst von Menschen wurden die ganz großen und schlimmen Dinger gedreht. Gesetzesänderungen zur Ermächtigung des Rechtstaates sind hier (leider) ein verlässlicher Vorbote.

Wir sollten versuchen, Meldungen nicht mit Emotionen zu verbinden. Neutralität üben. Eine Nachricht könnte so sein, könnte aber auch komplett anders sein.

Satiriker Volker Pispers sagte dazu einmal: „Ist der Feind bekannt, hat der Tag Struktur“. Also lassen Sie uns die Verwirrtheit als positiv betrachten, denn so kann niemand der Feind sein.

 

Für Mut und Spaß: Team A hilft immer

Mut und Musik von den Balkonen

Keiner kann sagen, wie lange die Pandemie noch warm gehalten wird.

Trotz dieser Perspektivlosigkeit, sprießen mutmachende und aufmunternde Szenen aus der Bevölkerung hervor.
Das Spazierengehen erlebt eine neue Renaissance. Es wird Musik auf den Balkonen gemacht. Dazu gibt es reihenweise Videos im Netz und bereits eigene Sendungen. Und nicht zu vergessen, die vielen lustigen Ideen zum Thema Hamsterkäufe, Quarantäne und Klopapier.

Bei uns in der Straße kommen die Leute jeden Abend um 21 Uhr an ihre Fenster und applaudieren denjenigen, die für uns weiterhin arbeiten. #Bergedorferapplaus

Für uns gilt der Applaus auch kleinen und mittleren Unternehmen, die ihr Geschäft schließen mussten und gezwungen sind, sogenannte Hilfskredite auszulösen. In einigen Monaten werden wir sehen, bei wem die Milliardenhilfen angekommen sind. Es wird „große“ Gewinner und „kleine“ Verlierer geben.

Wenn Sie möchten: Wir gehen heute um 21Uhr wieder an unser Fenster und applaudieren – Sie sind herzlich eingeladen mitzumachen!

In diesem Sinne, bleiben wir alle gemeinsam bei Verstand und gesund!

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