Was gibt’s Neues aus dem Hühnerstall – ein kleines Update. Nach einem wunderschönen Sommer im Jahr 2020 in überwiegender trauter Einigkeit unter unseren Hühnerdamen und schier unbegrenzter Freiheit für Trude, Elfriede, Uschi und Helga, holte mit dem Herbst auch diese Vier die harte Realität ein.
Als im November die ersten Fälle der Vogelgrippe in Norddeutschland diagnostiziert wurden, bedeutete dies für Geflügelhalter – ob Großbetriebe oder Hobbyhalter -, dass von nun an die Uhren im Stall anders ticken würden. Für Hühner, Enten, Puten gilt seit November letzten Jahres eine strenge Stallpflicht. Ausgangssperre und Kontaktbeschränkung ab sofort – das kennen wir doch irgendwoher?!
Nun aber von vorne und der Reihe nach:
Nach der ersten Eingewöhnung im Frühsommer genossen die Hühner und wir die Zeit im Garten. Mit wahrer Inbrunst überführten sie sukzessive ihren Auslauf und unsere Beete nach und nach in eine – nun ja, sagen wir interessante Oberflächenstruktur, den nur die härtesten Pflanzen überlebten (daher wohl auch der Spruch „nur die Harten kommen in‘n Garten“). Das sahen wir mit einem lachenden und auch einem weinenden Auge, aber man muss auch teilen können.
Als dann zunehmend auch die – wie wir dachten- unüberwindbaren Zäune und Hecken keine Hürden mehr darstellten, glückliche Nachbarn sich über grüne Eier auf dem Kompost freuten, und weniger glückliche Nachbarn die Löcher in wiederum ihren Beeten als nicht ganz so schön empfanden, mussten wir umdisponieren. Die Mädels bekamen immer ein neues Stück Rasen zugeteilt, das sie beackern konnten. So weit so gut, aber
die Stallpflicht stellte uns und sie vor eine neue Herausforderung. Nutzten wir die vom Bund beschlossenen Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus zum Puzzlen, Lesen, Fernsehen, schloss sich das für die Hühner aus. Weder Spielkonsole noch Kreuzworträtsel kamen für die Damen infrage. So wurde Gemüse nicht mehr in den Stall geworfen, sondern aufgehängt, zusätzliche Mineralsteine angeboten. Stroh kam im Sack an die Wand. Statt Tür auf, kam morgens der Gittereinsatz ins Fenster. Ab und zu kam einer von uns mit einer Leckerei vorbei, aber viel mehr Aufregendes passierte den Tag über nicht.
So kam es, wie es kommen musste: Nach zwei Monaten hatten sie die Nase gestrichen voll. Wir entdeckten die ersten kahlgepickten Stellen an Elfriede. Der Frust hatte bei Trude dazu geführt, dass sie anfing, ihr die Federn auszurupfen. Schnell hatte sie auch eine blutige Stelle. Wir isolierten sie in einer riesigen, von einer Freundin herbeigeschafften Hundebox und zerbrachen uns den Kopf, wie wir die Situation verbessern könnten. Denn schnell suchte sich Trude das nächste Opfer.
So fingen wir also doch wieder an zu bauen: Wir bestellten Dachlatten und Kunststoffwellbleche, organisierten Maschendraht von einer Baustelle und standen bei Eiseskälte und teilweise im Schneeregen draußen und bauten im Januar einen überdachten, für Wildvögel nicht erreichbaren Außenbereich. Kaum war dieser bezugsfertig, durften die Hühner hinaus. Elfriedes Stelle begann zu heilen, so dass sie zurück in die Gruppe konnte. Kaum waren sie draußen, warfen sich alle in den schlammigen Dreck und nahmen ein Sandbad. Sie scharrten, wälzten sich und genossen es ganz offensichtlich. Ich denke, es muss sich angefühlt haben, wie die erste Dusche nach einer Weltumsegelung. Glücklich und verschlammt marschierten sie abends wieder in den Stall.
Trude hat immer noch nicht ganz aufgegeben, was die Federpickerei angeht. Wenn wir nicht aufpassen können, müssen wir sie derzeit noch isolieren. Nun gibt es zusätzlich noch eine Vitamin- und Aminosäuremischung über die Tränke.
So sitzen wir zur Zeit nun also alle im unbequemen Lockdownboot, in der Hoffnung auf einen Alltag, der sich so anfühlt wie früher. Vielleicht ein kleiner Trost an dieser Stelle, auch diese Zeiten werden irgendwann der Vergangenheit angehören.