Manchmal ist es ganz schön schwierig, das Richtige zu tun. Auf der einen Seite steht der Wunsch, Tieren in Not zu helfen. Oder auch der Wunsch nach einem Welpen einer bestimmten Rasse – hier in Deutschland vielleicht nur schwer oder auch sehr teuer zu realisieren. Auf der anderen Seite steht der kommerzielle Tierhandel, und bei Geld hört bekanntlich manchmal die Freundschaft und häufig auch die Tierliebe auf.
Hunde als Ware – Das Geschäft mit der Tierliebe
Früher waren es vor allem ehemals streunende Hunde und Katzen aus den Mittelmeerländern, die nach einem Urlaub ein neues Zuhause hier bei uns fanden. Da damit das Problem vor Ort aber nicht gelöst wurde, organisierten Tierschützer und Tierärzte Kastrationsaktionen, um das Problem und die Anzahl herrenloser Tiere zumindest zu reduzieren. Trotzdem – in unserer Praxis begegnen wir immer wieder Hunden aus Griechenland, Spanien oder Portugal, die einen Migrationshintergrund haben.
Eine ganz andere Dimension bedeutet der zunehmende Handel mit Welpen aus den ehemaligen Ostblockstaaten. Befördert durch die Möglichkeiten des Internets bieten Onlinebörsen angebliche Rassewelpen zu einem Bruchteil dessen an, was ein Zuchtwelpe aus seriöser Zucht in Westeuropa kostet.
Bis zu 400 Millionen Euro jährlich verdienen illegale Welpenhändler und sog. „Hundevermehrer“ nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung allein in Deutschland.
Die teilweise jämmerlichen Zustände, in denen diese Welpen in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, lassen auf die unsäglichen Bedingungen schließen, unter denen die Tiere „produziert“ werden. Häufig viel zu früh vom Muttertier getrennt, weitgehend ungeimpft und ohne Entwurmung, erkranken die Kleinen bei schlechtem Immunsystem leichter und schwerer. Parvovirose und Staupe, hierzulande durch konsequente Impfhygiene weitgehend eingedämmt, sind für die Welpen lebensgefährlich. Inzuchtbedingte (die Elterntiere sind eng verwandt) Fehlbildungen oder Erkrankungen sind ebenfalls nicht selten. Die Muttertiere haben in der Regel kaum Erholungsphasen zwischen den Trächtigkeiten und leben unter erbärmlichen Bedingungen.
Mittelmeer-Krankheiten
Abgesehen von dem Leid der Importhunde geht von ihnen für hier lebende Menschen und Tiere nicht selten eine direkte Gefahr aus. Mit den Tieren werden Krankheiten eingeschleppt, die es in unseren Regionen vormals nicht gab.
Unter den sogenannten Mittelmeer-Krankheiten werden Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Dirofilariose, Hepatozoonose und Borreliose zusammengefasst. Diese traten bis vor einigen Jahrzehnten fast ausnahmslos nur in den südlichen Teilen Europas auf. Ursache sind die Überträger (Vektoren) in Form von bestimmten Mücken oder Zecken, die in unseren nördlichen Gefilden nicht vorkommen.
Leishmaniose
Eine v.a. durch Sandmücken übertragene Infektionskrankheit, die durch einzellige, intrazelluläre (also in der Zelle lebende) Blutparasiten (Leishmanien) hervorgerufen wird. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit kann wenige Wochen bis Jahre betragen. Erste Anzeichen sind unspezifisch: Fieber, Schlappheit, Durchfall und Gewichtsverlust. Später kommt es durch die Besiedlung der Organe zu geschwollenen Lymphknoten, schmerzempfindlichem Bauch, Haarausfall und nicht juckenden, schuppigen (große, weiße und fettige Schuppen) Hautausschlägen auf dem Nasenrücken, an den Ohrspitzen und rund um die Augen des Hundes. Nasenbluten und blutiger Kot können hinzukommen. Unbehandelt verläuft die Krankheit zu 90% tödlich. Wenn eine Behandlung anschlägt, muss diese lebenslang erfolgen.
Info: Auch Tiere und Menschen mit Hautverletzungen können sich mit Leishmaniose infizieren, wenn sie beispielsweise mit erregerhaltigen Sekreten von Geschwüren oder Fisteln kranker Hunde in Kontakt kommen. Somit gelten nicht nur die Mücken als Infektionsquelle, sondern auch infizierte Hunde.
Ehrlichiose
Die Ehrlichiose ist eine in der Mittelmeerregion, aber auch in Afrika und Südostasien vorkommende, durch bestimmte Zecken übertragene bakterielle Infektionskrankheit. Die Ehrlichien befallen bestimmte Blutzellen. Das Krankheitsgeschehen ist in verschiedene Phasen eingeteilt. Erst hat das erkrankte Tier Fieber, kleine punktartige Blutungen und leidet evtl. unter Erbrechen. Anschließend gibt es häufig eine symptomfreie Phase, auf die die chronische Phase folgt: Massive Veränderungen im Blutbild führen zu plötzlicher Erblindung, Blutungen, Gelenkentzündungen und Nierenschwäche. Auch eine Hirnhautentzündung (Meningitis) kann vorkommen. Betroffene Hunde leiden dann unter Verwirrtheit, Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungen. Vielfach sterben Hunde in dieser Krankheitsphase. Die Erkrankung kann durch einen Bluttest nachgewiesen und durch eine mehrwöchige Antibiotikatherapie behandelt werden.
Babesiose
Die Babesiose ist eine ebenfalls durch Zecken übertragene Erkrankung, die die roten Blutkörperchen befällt. Sie geht mit hohem Fieber und Blutarmut einher und endet unbehandelt in der Regel innerhalb weniger Tage tödlich. Früher auch eine reine Reisekrankheit, kommt sie mittlerweile auch nördlich der Alpen vor. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch kann eine bis drei Wochen dauern. Die ersten Symptome sind Fieber und Schlappheit, kurz darauf färbt sich durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen der Urin rot. Organvergrößerungen und -Entzündungen folgen. Wegen des akuten, in der Regel tödlichen Verlaufs ist eine sofortige Behandlung notwendig.
Dirofilariose
Die Dirofilariose ist eine durch Mücken übertragene Erkrankung, deren Erreger im befallenen Tier eine Entwicklung von der Larve zum erwachsenen Wurm durchmacht und dabei verschiedene Organe befällt. Sie kommt außer in den Mittelmeerländern in Nordamerika und zunehmend auch in Deutschland vor. Über ein Larvenstadium in der Haut zum nächsten in der Lunge bis hin zur Endstation als erwachsener Wurm in den herznahen wichtigen Gefäßen, wandert der Erreger durch den Körper. Gefäß- und Herzveränderungen, die sich in geringerer Belastbarkeit, Husten, Kurzatmigkeit, Blutarmut bis hin zu Rechtsherzversagen mit Bauchwassersucht äußern, sind die Folge. Eine Behandlung mit bestimmten Entwurmungspräparaten ist möglich, aber nicht ungefährlich.
Hepatozoonose, Anaplasmose und Borreliose sind weitere durch Zecken übertragene, vorwiegend im Mittelmeerraum bzw. in den wärmeren Regionen Deutschlands oder der Schweiz vorkommende Erkrankungen, auf die wir hier aber nicht weiter eingehen wollen.
Die beispielsweise aus Rumänien oder Polen nach Deutschland gebrachten Hunde, seien es aus Tötungsstationen gerettete oder die aus dubiosen Zuchten stammenden Welpen, bringen zusätzlich durch konsequente Impfmaßnahmen bereits so gut wie getilgte oder zumindest weitgehend beherrschte Krankheiten wieder zurück nach Deutschland. So warnt auch die Vorsitzende der Hamburger Tierärztekammer, Dr. Susanne Elsner, vor der Gefahr neuer Tollwutausbrüche durch den ungenügenden Impfstatus der importierten Hunde.
FAQ
Wie kann ich Tieren im Ausland helfen?
Indem man Tierschutzorganisationen Vorort(!) unterstützt, die die Situation der Tiere verbessern.
Was muss ich beachten, wenn ich einen Welpen anschaffe?
Zeit nehmen und genau über die Herkunft des Welpen informieren.
Keine Spontankäufe, lernen Sie Tier und Herkunft durch mehrere Besuche kennen.
Wie sehen die Eltern aus – Wie sind sie im Umgang?
Wo/wie ist er bisher aufgewachsen?
Wie ist der Impfstatus – Wurde der Welpe entwurmt?
Welchen Eindruck macht der Welpe – Ist er ängstlich, schlapp, aggressiv oder verspielt und zugewandt?
Worauf muss ich achten, wenn ich einen Hund aus dem Ausland mitbringe?
Stellen Sie den Hund beim Tierarzt vor. Wichtig ist, dass der Tierarzt weiß, woher das Tier kommt – viele der Krankheiten aus dem Mittelmeerraum können durch zwei Blutuntersuchungen im Abstand von drei bis sechs Monaten ausgeschlossen werden.
Was muss ich bei einer Reise ins Ausland beachten, wenn ich meinen eigenen Hund mitnehmen möchte?
Informieren Sie sich über die Risiken und über mögliche vorbeugende Maßnahmen. Impfungen und eine Reiseapotheke auf der einen Seite sind genau so wichtig wie bestimmte Verhaltensregeln. Regelmäßiges Absuchen des Hundes nach Zecken, das Vermeiden von Aufenthalten im Freien während der späten Nachmittagsstunden bzw. der Dämmerung. Dann sind die Sandmücken am aktivsten. So können die Risiken einer Infektion reduzieren. Recht wirkungsvoll sind außerdem sogenannte Repellentien, die den Stich der krankheitsübertragenden Mücken oder Zecken verhindern oder diese schnell, möglichst vor dem Übertragen der Krankheitserreger, abtöten. Diese sind rezeptpflichtig und über den Tierarzt zu beziehen. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass leider ein Restrisiko bestehen bleibt.
Schlusswort
Uns ist bewusst, dass es sich hier um ein sehr sensibles Thema handelt. Und auch unsere eigenen Haushalte sind nicht frei von Hunden mit Migrationshintergrund – manchmal spielt das Leben so. Aber man muss meist gar nicht so weit gehen, um heimatlosen Tieren ein neues Zuhause zu geben – in unseren hiesigen Tierheimen warten so einige Kandidaten auf ein neues Frauchen oder Herrchen.
Quellen: Tiermedizinportal, Doccheck Flexikon