Ein Baby hält Einzug in unseren Zoo. Ein Baby und Tiere – ein Bericht von Nadine Seiler.
Liebe Kunden, ich melde mich aus meiner Babypause zurück und freue mich auf weitere gemeinsame Erlebnisse in der Tierarztpraxis. Mein Alltag in den vergangenen anderthalb Jahren war keineswegs langweilig, und ich möchte Sie gerne an ein paar Erfahrungen teilhaben lassen. Das ein oder andere ist sicherlich für werdende Mütter und Familien mit Kindern wissenswert.
Mein Beruf Tierarzthelfer
Angefangen mit der Tatsache, dass man sich plötzlich bei vielen alltäglichen Aufgaben fragen muss, ob man dieses oder jenes in seinem “Zustand” eigentlich darf, wurde mir gleich zu Beginn die größte Aufgabe meines normalen Alltags genommen.
Denn direkt nach der Verkündung meiner Schwangerschaft kam sozusagen von Amts wegen das Beschäftigungsverbot. Der Grund dafür ist, dass für meinen Beruf Tierarzthelfer, in einer Tierarztpraxis die verschiedensten Gefahren lauern können. Zum Beispiel infektiöse Flüssigkeiten, Röntgenstrahlen und, wenn auch selten, mal ein unfreundliches Tier. Also ging ich dann mal nach Hause.
Unsere Tiere
“Du wirst Mama? Wie willst du das denn mit euren Tieren machen?”
Für Außenstehende mag es bei uns zu Hause wie im Zoo wirken, für mich hat unser Rudel allerdings genau die richtige Größe.
Bestehend aus einem tollpatschigen Hundemädchen, zwei jagdwütigen Katzendamen, einem süßen und verfressenen Kater und last but not least meinem menschlichen Schatz, bildeten sie bis zu dem Zeitpunkt das perfekte Team für mich. Nun also diese große Veränderung in unserem Leben…
Babys und Katzen
Früher hatten unsere Fellnasen stets unbeschränkten Zugang zu allen Räumen. Wir hatten uns aber vorgenommen, dass Kinderzimmer und Schlafzimmer katzenfrei zu halten. Es galt nun mit sanfter Bestimmtheit ein Zugangsverbot für eben diese Räume durchzusetzen, bevor das Baby bei uns einziehen würde. Wir wollten aber auch verhindern, dass die Katzen diese Beschränkung mit dem Neuzugang assoziieren.
Darauf folgten ein paar etwas unruhige Nächte, und unsere Schlafzimmertür trug die ein oder andere Kratzspur davon. Aber im Grunde ging es erstaunlich gut und bereits nach einigen Tagen hatten sie es akzeptiert.
Warum diese Beschränkung?
Nun, die meisten Katzen lieben Körperwärme. Unsere fordern diese, wann immer es geht, ein. Da sich ein kleines Baby aber zunächst nicht kontrolliert bewegen kann, um zum Beispiel sein Gesicht weg zu drehen, falls sich eine Katze zu sehr an die Atemwege kuschelt, haben wir das kategorisch verhindern wollen. Tagsüber hätten wir das zwar im Blick, aber nachts wären sie unbeobachtet.
In den eigenen vier Wänden sollte man als Schwangere übrigens auch darauf verzichten, die Katzentoiletten zu reinigen, da im Umgang mit Katzenkot ein erhöhtes Risiko für die Infektion mit dem Einzeller Toxoplasma gondii (sprich Toxoplasmose) besteht*1 .
Ein Baby und Tiere – Parasiten
Würmer
Nun war es also soweit und unsere Tochter zog bei uns ein. Vorher auch schon regelmäßig gegen Parasiten behandelt, wurden unsere Katzen und der Hund entwurmt. Anders als ein Mittel gegen Flöhe und Zecken, welches ja auch prophylaktisch genutzt werden kann, um dann über einen bestimmten Zeitraum vor Parasiten zu schützen, kann eine Wurmkur nur punktuell eingesetzt werden und veranlasst ausschließlich nur alle sich zu diesem Zeitpunkt im Tier befindlichen Würmer zum Auszug. Allerdings kann sich das Tier theoretisch bereits kurz darauf wieder neu mit Würmern infizieren.
Hat man im Garten -so wie wir- eine schöne Sandkiste für die Kinder, würde ich dazu raten, diese bei Nichtgebrauch abzudecken, damit der Sand nicht unnötig durch Kot verunreinigt wird. Denn nicht nur der Kot per se hat in einer Sandkiste nichts zu suchen. Vor allem eventuell gerade ausgeschiedene Wurmglieder, mit denen sich tatsächlich auch wir Menschen infizieren können, sollten nicht den Weg in eine Kindersandkiste finden.*2
Flöhe und Zecken
Nochmal zurück zum Ektoparasitikum gegen beispielsweise Flöhe und Zecken. Dieses gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen und Wirkdauern. In einem Kinderhaushalt würde ich immer zu einem oralen Präparat raten, welches dann von innen heraus wirkt.
Denn einerseits können die Menschen, allen voran die Kinder, das Fellknäuel sofort nach der Eingabe wieder streicheln. Andererseits sterben die Parasiten direkt ab, und man kann diese direkt vom Tier absammeln. Anders ist es bei einem repellierenden Produkt, bei dem die Zecken bei Hautkontakt wieder von den Haustieren abfallen und lebendig weiter nach einem neuen Wirt suchen.
Leider ist genau dieser Fall bei uns eingetroffen. Eine unserer Katzen brachte eine Zecke im Fell mit ins Haus und legte sich wie immer auf die schönste Stelle unseres Sofas, die Kuscheldecke unserer Tochter. Dort ließ sich die Zecke dann fallen und wartete auf den nächsten Kontakt mit einem Lebewesen. Ausgerechnet die Besitzerin der Decke hielt kurz darauf dort ihren Mittagsschlaf. Angelockt durch die Bewegung und die Körperwärme kam die Zecke aus ihrem Versteck und biss sich hinter dem Ohr meiner Tochter fest.
Zum Glück war Badetag, und ich habe den kleinen Schmarotzer bereits am Abend gefunden und entfernt. Denn nicht nur Tiere können sich durch Zecken mit Borrellien*3 infizieren, sondern auch wir Menschen.
Rückzugsort für Tiere
Nachdem unsere Tochter anfing zu krabbeln und nun mittlerweile schon wie eine kleine Weltmeisterin herumläuft, wurde uns bewusst, wie wichtig es vor allem für die Katzen ist, dass sie viele Rückzugsmöglichkeiten haben. Auch wenn das Verhältnis zwischen unserer Tochter und all unseren Tieren wirklich sehr gut ist, und der Umgang ausgesprochen vorsichtig und liebevoll, möchte auch ein noch so kuscheliges Tier manchmal einfach seine Ruhe haben.
Bietet man das nicht an, reagieren einige Katzen mit Unsauberkeit, oder sie verleihen ihrem Unmut anderweitig Ausdruck.
Aus eigener Erfahrung möchte ich vor Katzenklappen warnen, da man sich dort als neugieriges Kind beim Versuch den Katzen hinterher zu eifern, sehr leicht die Hand einklemmen kann.
Geschleckte Küsse
Zu guter Letzt der Tipp: Auch, wenn es noch so liebevoll aussehen mag und sicherlich auch eine Liebesbekundung ist… besonders kleine Kinder brauchen keine(!) geschleckten Küsse durch ihre Vierbeiner. Der tierische Speichel enthält oftmals eine Vielzahl an unterschiedlichsten Bakterien, schließlich machen sie sich unentwegt selbst sauber und nehmen so auch Fäkalkeime auf, die bei uns Menschen zum Beispiel zu Bindehautentzündungen führen können.
Nun also zurück zur eingangs gestellten Frage, wie wir ein Baby und Tiere unter einen Hut bekommen:
Natürlich gab es Veränderungen, aber nachdem mittlerweile ein Jahr vergangen ist, kann ich behaupten, dass wir es bisher wunderbar geschafft haben. Denn immerhin haben wir unser Rudel sogar während der Schwangerschaft noch um einen süßen und verfressenen Kater erweitert!
Quellen:
https://www.msdmanuals.com
*1:https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/infektionen/parasiteninfektionen/toxoplasmose#
*2: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/infektionen/parasiteninfektionen/toxocariasis
*3: www.msdmanuals.com/de-de/heim/infektionen/bakterielle-infektionen-spirochäten/lyme-borreliose?query=borreliose